Ihr Lehrer hatte Flyer mitgebracht. Probetraining bei den Osnabrück Tigers. American Football. Eigentlich eine ziemliche Männerdomäne. Cornelia Hof war das egal. Sie ging hin, zu einem sogenannten Tryout.
Sie warf den Football offenbar ganz passabel durch die Luft und fiel auf, auch wegen ihrer kräftigen Stimme. Die Tigers machen sie 2020 zum Quarterback – und somit zur Ansagerin, zur Strategin und Spielmacherin auf dem Feld. In ihrem Team gibt es noch ein weiteres Mädchen, ansonsten nur Jungs. „Ich bekomme selten dumme Sprüche ab, eher Bewunderung. Auch von Eltern und Herrenspielern“, erzählt Cornelia.
Wenn ein Team im Ballbesitz ist, landet der Football immer beim Quarterback. Der entscheidet dann – in Absprache mit dem Headcoach –, ob er einen weiten Pass wirft oder ein Laufspiel initiiert. Das ist eine Menge Verantwortung. Bei der U16 der Tigers trägt die 14-jährige Cornelia nun diese Verantwortung.
„Der Moment, kurz bevor ich den Ball bekomme, ist atemberaubend“, sagt Cornelia: „Alle sind konzentriert, ruhig und halten zusammen. Dann geht alles ganz schnell und im besten Fall freuen wir uns als Team über gemachte Punkte. Ich mag den Zusammenhalt, in guten wie in schlechten Zeiten.“
Manchmal, wenn ihre Offensive Line die heranstürmenden Gegner nicht abwehrt, scheppert es. Dann geht Cornelia zu Boden. Ihre Eltern mussten sich an die ruppige Sportart erst gewöhnen. Cornelia liebt es. Sie fährt zwei Mal pro Woche aus ihrem Wohnort Bissendorf zum Training nach Osnabrück. In einem gemischten Team, also mit Jungs, darf sie spielen, bis sie 19 Jahre alt ist. Danach müsste sie in ein Frauenfootball-Team wechseln, zum Beispiel zum Bundesligisten Hamburg Blue Devilyns.
Text und Fotos: Tobias Romberg