Runa Lahmann ist geschäftsführende Gesellschafterin, Chefroutenbauerin und Trainerin für Leistungssport im OSNABLOC, der neuen Boulderhalle in Osnabrück. Und außerdem sehr erfolgreich in ihrer Sportart. Wir haben sie interviewt.
Runa, wie kommt man dazu eine Boulderhalle in Osnabrück zu eröffnen?
Ganz einfach: Ich habe Biologie studiert. Danach eine Boulderhalle zu eröffnen ist doch naheliegend, oder nicht? Aber Spaß bei Seite, ich habe eigentlich parallel zu meinem Studium 2009 mit dem Bouldern begonnen. Vorher hing ich beim Klettern schon im Seil, aber das Bouldern hat bei mir eine Begeisterung ausgelöst, mit der mein Studium ab sofort immer konkurrieren musste.
Was ist Bouldern überhaupt und was gefällt Dir an diesem Sport?
Bouldern (engl. boulder „Felsblock“) ist das Klettern ohne Kletterseil und Klettergurt an Felsblöcken, Felswänden oder an künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe. In der Halle schützen einen dicke Matten vor Verletzungen und in der Natur sogenannte Crashpads. Das sind transportable kleine Matten, die man vor den Felsen auslegt.
Für mich ist Bouldern eine der faszinierendsten Sportarten überhaupt. Der ganze Körper wird gefordert und es gibt eine unendliche Vielzahl an Bewegungsmöglichkeiten. Dieser Sport wird niemals langweilig, denn es gibt keine gleichförmigen gerichteten Bewegungen, wie zum Beispiel an Fitnessgeräten.
Dennoch ist vom Anfänger bis zum Profi für jeden das richtige dabei und man hat unheimlich schnell Erfolgserlebnisse. Ich bin ein großer Fan von langen dynamischen Zügen, z.B. Sprüngen oder komplizierten koordinativen Bewegungen. Für Menschen, die sich lieber statisch und langsam bewegen, finden sich jedoch ebenfalls die passenden Boulder. Auch für den Kopf ist Bouldern eine Herausforderung, man muss nicht nur lernen, alle seine Gliedmaßen auf einmal zu koordinieren, sondern findet sich auch das eine oder andere Mal vor Zügen wieder, die einem gehöriges Muffensausen bescheren. Da muss man dann einen kühlen Kopf bewahren.
Nimmst Du auch an Wettkämpfen teil?
Für mich war Bouldern zunächst vor allem ein sehr intensiv ausgeübtes Hobby. Ich komme aus Hannover und war dementsprechend ab Beginn meines Studiums Dauergast im Escaladrome, einer der ältesten Boulderhallen in Norddeutschland. Hier sammelte ich auch meine ersten Wettkampferfahrungen. Erstmal nur just for fun bei den halleninternen Bouldersessions und ohne große Ambitionen auf gute Platzierungen.
Irgendwann allerdings hat mich der Wettkampfgeist gepackt und ich war nach einer Bouldersession so unzufrieden mit meiner Platzierung, dass ich mir vorgenommen habe, das nächste Jahr mindestens unter die Top 10 zu kommen. Da habe ich dann richtig angefangen zu trainieren und es hat sich mit den Top 5 ausgezahlt.
Wie ging es dann weiter?
An meinem ersten offiziellen DAV Wettkampf habe ich dennoch erst sehr viel später und relativ spontan teilgenommen. Das war die Norddeutsche Bouldermeisterschaft 2016. Mein Aufregungslevel hat sich jenseits von Gut und Böse befunden, aber ich habe dennoch das Finale um nur einen Platz verpasst.
2016 habe ich auch das erst mal bei der Boulderbundesliga mitgemacht und mir am Ende den 1. Platz bei den Amateuren geholt. Darauf die Jahre bin ich dann bei den Profis gestartet. In 2017 war mein Plan auch wieder an der Norddeutschen teilzunehmen, ich wurde dann aber überredet, doch auch mal bei den anderen Qualifikationswettkämpfen zu starten, die einen zur Deutschen Meisterschaft (DM) bringen.
Diese Qualifikationsreihe besteht aus der Norddeutschen Meisterschaft, der Sächsischen/Berliner-Meisterschaft und der Regionalmeisterschaft Nord-Ost. Zur Letzteren werden nur die 20 besten Athleten aus den vorangegangenen Wettkämpfen zugelassen. Wer es bei der Regionalmeisterschaft unter die besten 8 schafft, darf zur Deutschen Meisterschaft fahren. Dort treffen die besten Athleten aus den Qualifikationswettkämpfen aller Regionen Deutschlands aufeinander.
Wie hast Du bisher so abgeschnitten?
Seit 2017 habe ich mich jedes Jahr für die DM qualifiziert, nur letztes Jahr habe ich nicht teilgenommen, da unsere eigene Halle in Osnabrück mich zu sehr in Anspruch genommen hat. Auch an diversen halleninternen oder hallenübergreifenden Wettkämpfen wie z.B. dem Weser Cup, dem Oohh! Boulder-Cup, dem Pangea Gipfelstürmer und einigen mehr habe ich in den letzten Jahren teilgenommen und konnte mir bei vielen den Titel sichern.
Runa bei Instagram: @bouldering_runa
Runa in action (ab 0:45): https://youtu.be/nxWClaeODbg
Fotos: www.osnabloc.de, www.gup.media