Der TSV Westerhausen-Föckinghausen hat sich in den vergangenen Jahren zur Darts-Hochburg in unserer Region entwickelt. Wir haben darüber und über den Einsatz von Jens Rüffer bereits vor einiger Zeit berichtet. Aber der TSV hat noch viel mehr zu bieten. Zwei Kämpfer aus der Jiu-Jitsu-Abteilung gehören nun zur Nationalmannschaft. Wir haben ihren Trainer Philipp Keil interviewt:
Herr Keil, was ist das für ein Gefühl, wenn man zwei Vereinsmitglieder in die Nationalmannschaft geführt hat?
Das ist natürlich ein unglaublich gutes Gefühl! Ich versuche, das Training immer weiter zu perfektionieren und allen Sportlern bei uns, egal ob Breitensportler oder Leistungssportler, dabei zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. Wenn die Arbeit dann Früchte trägt, ist das natürlich wahnsinnig toll! Außerdem motiviert es einen weiterzumachen. Schließlich wollen wir uns ja nicht auf dem bereits Geschafftem ausruhen.
Um welche beiden Sportler geht es eigentlich?
Die beiden Sportler, die jetzt im Bundeskader trainieren, sind Fabian Vogt und Jonas Keil, mein kleiner Bruder. Jonas ist schon etwas länger dabei, wir haben früher auch andere Kampfsportarten zusammen betrieben, aber so richtig durchgestartet sind wir 2015. Da habe ich dann auch angefangen das Training im TSV Westerhausen zu übernehmen
Fabian ist dann nicht viel später dazugekommen. Was die beiden auszeichnet, ist zuerst einmal die große Bereitschaft, Leistung und Opfer zu bringen. Wenn man es in unserer Sportart (und ich bin sicher das gilt für alle Sportarten) zu etwas bringen will, dann muss man regelmäßig zum Training kommen und auch außerhalb des Vereinstrainings weiter an sich arbeiten.
Sowohl Fabian als auch Jonas haben während ihres Studiums begonnen, parallel auch in anderen Vereinen und Kampfsportstudios zu trainieren. Wir haben bei uns im TSV drei Einheiten für Erwachsene pro Woche, ab einem gewissen Level reicht das nicht mehr aus, um mit den anderen mitzuhalten, vor allem wenn wir über ein Niveau wie den Bundeskader reden. Da muss man dann auch schon einmal auf die ein oder andere Party verzichten. Wenn es dann darum geht, sich auf die Gewichtsklasse vorzubereiten, muss man auch auf so manche Leckerei verzichten, bis das Gewicht erreicht ist.
Fabian war, als er mit Kampfsport angefangen hat, bereits ein guter Sportler. Er hat es echt gut hinbekommen, seine Stärken und Fähigkeiten schnell in den Kampfsport zu adaptieren und darauf aufbauend alles weitere Handwerkszeug zu erlernen. Jonas hat (mit mir zusammen) einige Kampfsportarten abgeklappert, bevor wir beim Jiu Jitsu gelandet sind. Was ihn auszeichnet, ist, dass er viele der Techniken, die er im Judo oder Ringen erlernte, sehr gut in seinen Jiu-Jitsu-Kampfstil integrieren kann.
Wie hat sich Jiu Jitsu über die Jahre beim TSV entwickelt?
Unsere Kampfsport-Sparte ist noch sehr jung. Allerdings haben wir in der kurzen Zeit eine tolle Entwicklung erlebt, die ich nicht nur an Turniererfolgen und Nationalmannschaftsmitgliedern bemesse, sondern vor allem an der tollen, immer größer werdenden Gemeinschaft, die wir
aufgebaut haben. Ich meine nicht nur das Vereinsinterne – wir kooperieren viel mit anderen Vereinen und Sportschulen aus der Region. Das ist vor allem für unsere Leistungssportler sehr wertvoll, da sie sich dann in freundschaftlichen Kämpfen mit anderen, erfahrenen Athleten messen können.
Unsere Sparte wächst stetig weiter. Außerdem haben wir nicht nur immer mehr Athleten, sondern auch immer mehr Athletinnen, was mich besonders freut. Der Großteil der Leute, die bei uns trainieren, sind Kinder und Breitensportler, allerdings haben wir auch immer mehr Kämpfer und Kämpferinnen, die an größeren Turnieren teilnehmen, um sich mit den Besten zu messen.
Was ist für Sie das Besondere an Jiu Jitsu?
Das Besondere an der Sportart Jiu Jitsu ist für mich, dass sie jedem ermöglicht, seinen Weg zu gehen. Ich habe es eben schon in Bezug auf Fabian und Jonas erwähnt: Die beiden haben verschiedene sportliche Hintergründe und haben im Jiu Jitsu das Beste daraus machen könne
Während in den meisten Sportarten der „perfekte“ Körpertyp für die Disziplin vorgegeben ist – sei es der leichte Marathonläufer mit langen Beinen, der kräftige Gewichtheber oder der große Basketballspieler -, ist es die Aufgabe des Kampfsportlers herauszufinden, wie er seinen Körper so nutzen kann, dass er den Gegner bezwingt.
Ich finde, das ist eine tolle Sache und hilft sicher auch vielen dabei, einen positiven Bezug zum eigenen Körper zu entwickeln. Außerdem ist die Sportart unglaublich kameradschaftlich und hält Körper und Geist fit. Ich könnte mir mein Leben ohne das miteinander Kämpfen, Lachen und Trainieren gar nicht mehr vorstellen.