Sicher hat fast jeder so eine Liste von Dingen im Kopf, die man einmal im Leben gemacht haben möchte. Auf meiner stand unter anderem Tauchen. Die Betonung liegt auf stand. Denn ich war tauchen – beim Schnupperkurs im Nettebad in Osnabrück. Aber von vorne.
Wasser und ich – wir sind eine gute Kombi. Schnorcheln, Kraulen, Brustschwimmen sind kein Problem. Im Urlaub geht’s am liebsten ans Meer. Nur zum Tauchen bin ich irgendwie nie gekommen. Das soll sich nun ändern. Meine Recherche führt mich zum Unterwasserclub Osnabrück (UCO). Ein Anruf bei Jutta Stritzel, der zweiten Vorsitzenden des Vereins, und die Sache ist klar: Ich gehe tauchen. Wir machen einen Termin aus und Tage später treffe ich am Schwimmbad Holger Weiten. Er ist Tauchtrainer im Unterwasserclub und heute mein Coach.
Zu Beginn erklärt mir Holger die Technik. Und die ist durchaus komplex. Ich bekomme eine Pressluftflasche in Kindergröße, die reicht für den ersten Versuch. In der Flasche ist komprimierte Luft, mit der ich unter Wasser atmen kann. Taucher verwenden keine Sauerstoffflaschen unter Wasser – auch, wenn sie umgangssprachlich oft so bezeichnet werden. Die Atmung von reinem Sauerstoff wirkt ab einer Tiefe von mehr als sechs Metern toxisch. So tief will ich an diesem Tag aber nicht sinken. Ich teste das Atmen mit dem Gerät: Die Luft, die ich über die Flasche einatme, ist trocken und kalt. „Für den Tauchgang muss musst du fit sein“, erklärt mir Holger. Man darf zum Beispiel keine Erkältung mit sich rumschleppen, sagt er.
An Land fühlt man sich damit ziemlich behäbig und schwer
Warum das so ist? Zwischen dem äußeren Gehörgang und dem mit Luft gefüllten Mittelohr befindet sich das Trommelfell. Wenn beim Abstieg der Druck im Innenohr erhöht wird, wird die darin enthaltene Luft komprimiert und das Trommelfell dehnt sich nach innen. Die Folge ist das typische Druckgefühl auf den Ohren. Sind die Schleimhäute – wie bei einer Erkältung – angeschwollen, verhindern sie den Druckausgleich. Der Taucher kann den Druck, der unter Wasser herrscht, nicht über die Nase ausgleichen und das kann sehr schmerzhaft sein. Ich bekomme eine Art aufblasbare Weste, daran ist die Flasche befestigt. Sie wiegt etwa zehn Kilo. An Land fühlt man sich damit ziemlich behäbig und schwer.
Es ist ein irres Gefühl unter Wasser atmen zu können
Dann geht’s endlich ins Wasser. Mit einem Ventil kann ich die Luft in meiner Weste regulieren. Das ist ziemlich praktisch, denn erst mal treibe ich ganz entspannt auf dem Wasser. Dann heißt es Tauchmaske auf, Flossen an, Mundstück einsetzen, Luft langsam aus der Weste entweichen lassen und den ersten Test unter Wasser machen. Es ist wirklich ein irres Gefühl unter Wasser atmen zu können und mein Verstand signalisiert mir sofort: „Irgendwas ist hier gerade ziemlich seltsam.“ Jetzt erst mal Ruhe bewahren und ganz entspannt durch den Mund atmen. Das klappt super. Holger ist die ganze Zeit dabei und passt auf, dass ich mich wohlfühle. Dann schwimme ich langsam los. Das Koordinieren zwischen Atmen, Flossenbewegung und dem Paddeln mit den Händen ist nicht so einfach, ich muss sich erst daran gewöhnen. Nach einer Weile läuft es aber richtig gut und wir wechseln ins tiefe Schwimmerbecken – 3,5 Meter.
Immer wieder muss ich den Druck auf den Ohren über die Nase ausgleichen. Langsam spielt sich alles ein und ich kann mich entspannt unter Wasser auf die Umgebung einlassen. Es ist alles ruhig, bewegt sich in Zeitlupe, nur das Blubbern der Luftblasen ist zu hören. Ein tolles Erlebnis. Die Zeit im Wasser vergeht wie im Flug. Und irgendwann ist ja bekanntlich jeder Spaß vorbei. Es geht zurück an die Wasseroberfläche. An Land merke ich erst richtig, wie anstrengend mein kleines Abenteuer war. Das hat etwas mit Physik zu tun: Jeder kennt es, denn beim Eintauchen ins Wasser spürt man den erhöhten Umgebungsdruck. Dieser steigt durch die auf dem Taucher lastende Wassersäule pro zehn Meter Tiefe um ein Bar an. Das merkt man. Was ich nicht gemerkt habe: die Wassertemperatur in der Tiefe liegt bei etwa 16 Grad. Erst als ich wieder am Beckenrand sitze friere ich ziemlich. Da hilft nur eins: eine heiße Dusche.
Mein kleines Alltagsabenteuer hat richtig Spaß gemacht. Ich habe einiges gelernt und weiß nun auch, dass Tauchen ein bisschen komplexer ist, als ich vorher dachte. Vor den Leistungen der Profis habe ich wirklich Respekt. Eines ist sicher: Das war bestimmt nicht mein letzter Tauchgang.
Info:
Wer jetzt auch neugierig ist und einmal abtauchen möchte, der kann sich an den Unterwasserclub Osnabrück wenden. Mehr Infos zu Osnabrücker Verein unter: http://www.uco-ev.de/