In ihrer Jugend, so sagt Kimberly Miller selbst, sei sie nicht gerade die größte Sportskanone gewesen. Doch seit gut zehn Jahren ist die Osnabrückerin mehr als nur sportlich unterwegs. Über eine „ziemlich verrückte Idee“ sei sie 2012 zum Marathonlaufen gekommen – mittlerweile schwimmt, läuft und fährt sie als Triathletin von Erfolg zu Erfolg.
2019 dann ihr persönliches Highlight – und das, wovon viele Sportlerinnen und Sportler nur träumen können: die Teilnahme am Ironman auf Hawaii, dem ältesten und zweifelsohne bekanntesten Triathlon der Welt. Mit uns hat die 35-Jährige über ihre Anfänge, unterschiedliche Disziplinen und ihre sportliche Zukunft gesprochen.
Schwimmen, Radfahren, Laufen: Kimberly, wie bist Du eigentlich zum Triathlon gekommen?
Tatsächlich war ich in meiner Jugend eher Couch-Potato und hatte mit Sport so gar nichts am Hut. Ich bin dann ab und zu mal Laufen gegangen und entdeckte mein Interesse an Volksläufen wie dem Silvesterlauf, so dass ich mich dem OTB-Lauftreff angeschlossen habe.
Eine Freundin hatte mich dann mit der verrückten Idee, den Marathon auf der Chinesischen Mauer zu laufen, zum Marathonlaufen überredet. Das war 2012. Nach diversen Marathonläufen brachte wieder ein Freund den entscheidenden Anstoß, es mal mit Triathlon zu versuchen.
Für die Volksdistanz in Bad Rothenfelde musste ich mir noch ein Rennrad leihen, welches eigentlich viel zu klein war. Mit Brustschwimmen, dem viel zu kleinen Stahlflitzer und viel Spaß auf der Laufstrecke schaffte ich es direkt aufs Treppchen und war Feuer und Flamme für den Triathlon.
Für manche dürfte nur eine der drei Sportarten schon ausreichend genug sein. Was ist für Dich das Besondere am Triathlon?
Triathlon ist in meinen Augen die Sportart für Sportler, die alle drei Sportarten nicht herausragend gut können und sich deshalb nicht auf eine Sportart spezialisieren. Beim Triathlon kann man durch eine entsprechende Leistung in den unterschiedlichen Disziplinen in der Gesamtheit ein gutes Ergebnis erzielen. Auch ist das Training hierfür besonders vielfältig. Es sind zwar im Grunde drei Aus-dauersportarten, aber dennoch sehr unterschiedlicher Art. So kann man sich das Training sicherlich etwas abwechslungsreicher gestalten. Ein Leistungsschwimmer ist da dann schon jeden Tag im Wasser, um seine Sportart zu trainieren, während ein Triathlet sein Training auf drei Disziplinen aufteilt.
Hast Du eine Disziplin, die Dir besonders liegt oder die Du so gar nicht magst?
Schwimmen ist meine unbeliebteste Sportart. Um eine halbwegs gute Leistung abrufen zu können, bedarf es viel Fleißarbeit, damit ich meine schlechte Schwimmtechnik ausbügeln kann. Das kann manchmal schon zum Haare raufen sein und kostet mich viele Nerven. Dafür hat sich Radfahren, was ich anfänglich nicht mal trainiert habe, um an Triathlons teilzunehmen, zu meiner absoluten Lieblingssportart entwickelt.
In Osnabrück gehörst du zum Tri-Team der TSG Burg Gretesch. Seit 2019 wart Ihr Teil der 2. Bundesliga Nord der Frauen, habt aber ein schwieriges Jahr hinter Euch.
Wir konnten uns mit einer motivierten Mädelsmannschaft innerhalb von zwei Jahren von der Landesliga über die Regionalliga in die 2. Bundesliga hochkämpfen. Mittlerweile stehen alle Mädels der Stammmannschaft mitten im Leben und haben beruflich oder familiär Osnabrück verlassen, so dass ein gemeinsames Training nicht mehr möglich ist und wir uns nur noch an wenigen Wochenenden im Jahr sehen. Wir hatten zwar über andere Vereine in der vergangenen Saison starke Triathletinnen dazu bekommen, der Verein TSG 07 Burg Gretesch hat aber leider, wie so viele Vereine, mit eigener Nachwuchsgewinnung zu kämpfen, so dass wir unsere Mannschaft für die kommende Saison bedauerlicherweise abmelden und nicht mehr in der 2. Bundesliga starten werden.
Du bist Niedersachsenmeisterin geworden und letztes Jahr bei der Deutschen Meisterschaft im Rad-Einzelzeitfahren 22. geworden. Was war bislang Dein persönliches Highlight?
Dies sind Erfolge, die ich in den letzten eineinhalb Jahren durch den Radsport einfahren konnte. Durch den Triathlon bin ich mittlerweile sehr radsportinteressiert, dafür muss man schließlich nicht gut schwimmen können! Mein sportliches Triathlon-Highlight war aber ganz klar die Teilnahme bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii 2019 sowie mein gewonnenes Qualifizierungsrennen in Italien ein Jahr davor. Hiermit habe ich mir einen absoluten Triathletentraum erfüllt. Ich denke immer wieder gerne an Hawaii zurück, ich glaube, das ist schwer zu toppen! Ansonsten blicke ich auch noch auf diverse Landesmeistertitel, eine Goldmedaille von der Deutschen Meisterschaft der olympischen Distanz Triathlon sowie auf den Titel der Vize-Deutschen-Meisterin der Langdistanz 2021 in Roth – trotz Verletzung, die eine Laufvorbereitung kaum möglich machte.
Interview: André Pottebaum, Fotos: Jule Niedung, Patrick Teller