Text: Tobias Romberg l Fotos: privat
Immer im Kilt. Und immer für den guten Zweck. John McGurk ist Charity-Läufer. Der gebürtige Schotte lebt und arbeitet in Osnabrück. Anfang 2020 ist er sogar durch die Arktis gewandert. Er hat mit dieser Tour wieder einmal Spenden für Kinder in Not gesammelt. Und er setzt
ein Zeichen gegen den Klimawandel.
Herr McGurk, Sie gehen und laufen extrem lange Strecken. Warum?
Sport hat mein Leben gerettet. Ich hatte viele schwierige Situationen in meinem Leben. Mit dem Laufen konnte ich mich retten. Zudem sammele ich Geld für Kinder, denen es nicht gut geht. Kinder, die ähnlich Schlimmes erlebt haben, wie ich als Kind.
Sie haben jüngst ihre Biografie geschrieben. In dieser geht es um ihre Kindheit. Das Intro beginnt mit den Worten „Ich kann mich an keinen wirklich glücklichen Moment in meiner Kindheit erinnern“. Was ist damals passiert?
Ich bin als Kind durch die Hölle gegangen. Das ist keine Floskel, denn so stelle ich mir die Hölle tatsächlich vor. Mein Vater trank viel und schlug vor unseren Augen seine Frau. Uns Kinder schlug er nicht. Er strafte uns mit Missachtung. Wir hatten ein hartes Leben. Ich erkrankte als Dreijähriger an Ruhr. Wir verwahrlosten. Unsere Mutter floh vor der Gewalt des Vaters. Uns ließ sie zurück. Wir acht Kinder kamen in unterschiedliche Heime. Dort war das Leben geprägt von Demütigungen und Gewalt.
Weshalb erlaufen Sie Spenden für Kinder?
Natürlich helfen wir Kindern, die zum Beispiel in Kinderheimen leben, mit jedem Euro. Ich will aber auch ein Vorbild sein. Ich hatte kaum eine Chance im Leben, aber ich habe sie genutzt. Und ich habe eine Botschaft an alle Kinder: Nur weil Du vielleicht mit Nichts geboren wurdest, heißt das noch lange nicht, dass Du nichts bist.
Sie haben den ersten größeren Charity-Lauf 1997 gemacht und damals 20.000 D-Mark erlaufen. Bis heute sind etwa 1,5 Millionen Euro zusammengekommen. Ihr Körper leidet unter den vielen Läufen. Wie gehen Sie mit den Schmerzen um?
Ich habe Schmerzen. Und die spüre ich auch. Ich nehme aber keine Schmerzmittel. Vieles ist Kopfsache und ich habe einen starken Willen. Wenn ich laufe, denke ich an die Kinder, denen es nicht gut geht und denen ich helfen will, und an Gott. Das hilft mir.
Hilft Laufen gegen seelischen Schmerz, gegen düstere Erinnerungen?
Ja. Ich habe bis heute Flashbacks und traumatische Erinnerungen an meine Kindheit. Ich schreie des-wegen manchmal im Schlaf. Das Laufen hilft mir, diese Erlebnisse zu verarbeiten oder – zumindest für eine Zeit – zu vergessen. Mir hilft aber auch mein Glaube. Mir ist einmal im Traum ein Engel erschienen, der zu mir sagte: „John, Gott gab Dir ein großes Herz und hat Großes mit Dir vor.“ Das ist für mich Ansporn genug.
Weshalb haben Sie eine Biografie geschrieben?
Ich glaube, dass mein Buch vielen Menschen, die Krisen durchleben, helfen kann.
Welche Tour haben Sie zuletzt gemacht?
Ich bin im Januar 2020 durch die Arktis gewandert, um Spenden für Kinder zu sammeln. Ich habe dort aber auch ein Zeichen gegen den Klimawandel gesetzt. Die Natur ist genauso schützenswert wie Kinder. Klimaschutz heißt, dass man heute schon an die Zukunft aller junger Menschen denkt. Die Klimabotschafter der Ursulaschule hatten mir ein Transparent mit klimapolitischen Forderungen mit auf den Weg gegeben.